Wenn man sich derzeitig in Europa und der Welt bewegt, noch dazu als Historiker, der es sich zur Aufgabe gesetzt hat, die Welt im Werden zu sehen, kann es einem schaudern: In Österreich wird ein Poltitiker der Freiheitlichen Partei Österreichs klarer Favorit zur Stichwahl zum Bundespräsidenten, der sich nicht verübelt, als solcher Kandidat mit Symbolen des Deutschnationalismus aufzutreten; sowie überhaupt die Rolle des Bundespräsidenten im Verfassungsrang zu verschieben. Sein linksliberaler Gegenkandidat hat wohl daher schlechte Karten, da sein Portfolio “grün” assoziiert ist, und das ist im Jahr nach der “Flüchtlingskrise”, mit umgehender Angst vor dem Fremden (wieso auch immer), ein höchst schlechter Kredit.

Der Wiener Historiker Wolfgang Schmale hat die momentane Situation, in der wir uns leider befinden, als “Massaker an der Sprache der Freiheit” charakterisiert. Und er hat Recht: In ganz Europa, nein, eigentlich gobal, werden all die Diskurse, die sich auf Toleranz, Miteinander, Überbrückung der Grenzen, Transkulturalität, Emanzipation, ja, ich wage es zu sagen, Europa, beziehen, mit Füßen getreten. Wir erleben eine Gegenwart der Diskurse, die Authentizität in einer Zeit sucht, die Horror hervorbrachte: die 1930er-Jahre. In den 1930er-Jahren, Österreich bis 1934 und 1938, in Deutschland nur bis 1933, gab es ein Schwanken zwischen Pluralismus und monolithisch-nationaler Auserwähltheit, aber – wie wir alle bestens wissen – scheiterte  es am nationalen Denken.

Natürlich, der Mai des Jahres 2016 ist nicht der Januar des Jahres 1933 – aber wir haben in Europa folgenden “Schatz” der Gegenwart: Nationalisierung, Viktimisierung, Zerstörung des Transnationalen, Zerstörung des Respekts und Zerstörung der Würde unser aller; die “driving force” des allen ist die Angst vor dem Diffusen der Globalisierung und den Krisen unserer Zeit, in der die Nation die “Antwort” und “Rettung” zu sein scheint. Sie kann es nicht sein, weil die Nation im Globalen eben nur die Nation ist – sie ist nicht EUropa, sie ist nicht die Welt. Kurz, wir brauchen einen Weg nach EUropa, einen Weg in die Welt. Um den drohenden Horizont mit Megadeth zu beschreiben:

Tremble you weaklings, cower in fear
I am your ruler, land, sea and air
Immense in my girth, erect I stand tall
I am a nuclear murderer I am Polaris
Ready to pounce at the touch of a button
My system locked in on military gluttons

I rule on land, air and sea
Pass judgment on humanity
Winds blow from the bowels of hell
Will we give warning, only time will tell
Satan rears his ugly head, to spit into the wind

I spread disease like a dog
Discharge my payload a mile high
Rotten egg air of death wrestles your nostrils
Launch the Polaris, the end doesn’t scare us

When will this cease
The warheads will all rust in peace
Bomb shelters filled to the brim
Survival such a silly whim
World leaders sell missiles cheap
Your stomach turns, your flesh creeps

High priest of holocaust, fire from the sea
Nuclear winter spreading disease
The day of final conflict
All pay the price
The third world war
Rapes peace, takes life
Back to the start, talk of the part
When the earth was cold as ice
Total dismay as the sun passed away
And the days where black as night

Eradication of earth’s
Population loves Polaris.1


  1. Quelle: Lyrics zum Song “Rust In Peace…Polaris” vom Album “Rust In Peace”, 1990.